Sonntag, 19. Dezember 2010

Kollision mit Walen, Containern etc

Ein Thema, das mich seit einer 75-seitigen Studie im Jahr 2001 beschäftigt, ist die Kollision von Segelschiffen mit unsichtbaren Hindernissen wie unbeleuchtete Fischerboote ohne Radar-Reflektor, aber auch zunehmend Unfälle mit (schlafenden) Walen, die im Gegensatz zu großen Objekten wie z.B. treibenden Containern von Radargeräten nicht gesehen werden können.
Diskussionen darüber gibt es in mehreren Foren und Google findet über 150.000 Ergebnisse

Quelle: http://www.m-e-e-r.org/
Zusammenstöße zwischen Segelyachten und Walen oder Delfinen nehmen derzeit offenbar erheblich zu. Verletzte Segler, verwundete odergar getötete Wale, beschädigte, mitunter sogar gesunkene Yachten gehören zu den Folgen. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie des Wal- und Delfinschutzvereins Meer e.V., die erstmals Zahlen zu derartigen Unfällen weltweit auswertet. 123 Berichte über Kollisionen oder Fast-Kollisionen hat der Autor und Meeresbiologe Fabian Ritter dafür zwischen 2006 und 2008 sowohl in der Presse als auch per Onlineumfrage von Seglern auf allen Weltmeeren gesammelt und in seinem Bericht veröffentlicht.
Tatsächlich kam denn auch kaum eine der großen Hochseeregatten der letzten Zeit über die Runden, ohne dass Yachten mit Walen kollidierten, oder dies zumindest vermuteten.
Ritter fand Zusammenhänge, die den Trend untermauern: In den letzten Jahren gab es immer mehr Hochseesegler und Hochseeregatten, und die Geschwindigkeiten moderner Rennyachten haben  deutlich zugenommen. Aus dem Datenmaterial geht deutlich hervor, dass Segeln oberhalb der Rumpfgeschwindigkeit überproportional häufig zu Kollisionen führt: 26 Prozent der berichteten Fälle spielten sich im Bereich zwischen 10 und 25 Knoten ab. Das bedeutet nicht, dass die relativ kleine Anzahl schneller Hochleistungsyachten auf den Weltmeeren im Verhältnis häufiger betroffen ist als geruhsame Fahrtensegler, bedeutet laut Studie indes nicht, dass die Gefahr eines Zusammenstoßes für diese zu vernachlässigen wäre. So fanden insgesammt immerhin drei von vier berichteten Kollisionen bei bis zu 10 Knoten statt. Auch die meisten Crew-Verletzungen ereigneten sich auf langsameren Yachten.
Nicht bestätigen konnte Ritter zudem die Ergebnisse früherer Untersuchungen, wonach Schäden an der Yacht vermehrt bei Zusammenstößen mit großer Geschwindigkeit auftraten. Stattdessen ließen die ausgewerteten Berichte darauf schließen, dass Eigenbewegung und heftige Schreckreaktionen des getroffenen Tieres eine weit größere Rolle für Schäden am Schiff spielen, als bisher vermutet. Die wesentlich höhere Zahl von Fast-Kollisionen und teils gelungenen Ausweichmanövern bei niedrigeren Geschwindigkeiten legt andererseits auch die wohl wirkungsvollste Gegenmaßnahme nahe: vorher genau informieren, wo auf dem Kurs sich vermehrt Meeressäuger aufhalten, etwa an den Rändern der Kontinentalsockel. Schutzgebiete nach Möglichkeit meiden. Und: die See voraus immer genau im Auge behalten. Dazu auch ein Bericht von der Zeitschrift Palstek
Das Melden von Wal-Unfällen hier ist die Voraussetzung für die Erfassung von besonders auffälligen Gebieten. Zusätzlich werden Mikrofone installiert, die Wal-Aktivität aufzeichnen. Aus diesen Informationen werden z.B. im Großraum Boston Karten mit real-time Walbewegungen veröffentlicht.

Aber was können wir mit unseren kleinen und besonders gefährdeten Segelbooten tun in Gebieten, wo es solche Frühwarnsysteme nicht gibt?

Sonare scheiden aus, weil sich Wale an die Schallsignale gewöhnen bzw. in viel befahrenen Schifffahrtsstraßen wie z.B. Gibraltar überhaupt nicht mehr auf die Frequenzen solcher Sonare z.B. von AquatecGroup reagieren.

Mein Vater machte mich vor ca. einem Jahr schon auf die Firma FLIR aufmerksam. Die haben jetzt eine kleine Revolution heraus gebracht: den First Mate Handheld Thermal Imager:
Damit lassen sich Bilder darstellen, die aufgrund der unterschiedlichen Wärmeleitfähigkeit von verschiedenen Materialien sogar aus großer Entfernung erheblich mehr Details zeigen, als Infrarotkameras.

Wärmebildsysteme arbeiten äußerst effizient auf See. Sie können Gegenstände entdecken, die im Wasser treiben und ein Schiff beschädigen, oder noch schlimmer, versenken könnten. Andere Schiffe, Verkehr auf Schifffahrtsstraßen, Bojen, Brücken ... sogar Gegenstände, die nicht mit einem Radarsystem entdeckt werden können, wie kleine Boote (aus Holz), Schwimmer, Treibgut etc. Das Bild lässt sich zusätzlich über einen Video-Ausgang auf einen Plotter-oder PC-Monitor ausgeben.
Einzige Nachteile: die Cam arbeitet nicht durch Glas hindurch und der Preis 2500 USD, aber USA darf Nicht Vision Geräte nicht aus den Staaten rausschicken. In Canada ist der Preis 2900 CAN$ plus Versand, das sind z.Zt. 2170 Euro. In D. gibt es nur einen Händler, der offiziell importiert für 2591,- Vorauskasse und frei Haus für die HM-224
 
Die Bewertungen sind durchweg gut bis euphorisch. Sunseeker-Yachten können schon optional mit FLIR-Kameras bestellt werden. Sie ersetzen übrigens nicht den RADAR, sondern ergänzen ihn in idealer Weise.
Mehr zum First Mate Handheld Thermal Imager von FLIR  hier....

Die Geräte der HS Serie (für Strafverfolgung) sind spritzwassergeschützt, aber nicht schwimmfähig, ansonsten baugleich. 
Für uns ist die Marine-Version aber interessanter. Mit einem zoombaren 24°-18° Sichtwinkels ist die HM-224 mit 240x180 Pixel genau richtig. Die 800,- teureren Modelle HM-324 mit 320x240 Pixel können aus noch weiterer Distanz (aus 790 m ein Schwimmer) erkennen, aber 315 m reichen da wohl vollkommen, ebenso die Erkundung eines Bootes 2,3x2,3m-Boot aus 900 m (die teurere HM-324 kann das aus 2150 m).