Sonntag, 3. Juli 2011

in Zadar angekommen

Schon aus der Ferne hörten wir in der Abendsonne die Meeres-Orgel, hier auf dem Bild zu sehen. Wir sind noch näher daran vorbei gefahren, damit unsere Welle ordentlich Musik bewirkte, denn je mehr Wellen auf die Stufen zulaufen, umso lebendiger wird die Musik der Orgelpfeifen in den Treppen.  Zum "Dank" winkten einige Hörer zu uns herüber. Es ist fast schon vertraut, hier anzukommen, und diesmal haben wir sogar einen Platz im Stadthafen bekommen, müssen also nicht noch mit dem Taxi in die Altstadt fahren, sondern können laufen. Das tun wir jetzt auch und Henning hat zum Abschied zu einem leckeren Abendessen eingeladen. Nach Rovinj ist nun vom Gefühl her fast ein Katzensprung. Es ist seltsam, wie sich die Empfindung von Zeit und Distanz verschiebt, aber auch von Klima-Wahrnehmung. Wir sind alle ziemlich am frösteln. Es war auf Sizilien doch deutlich wärmer. Aber wir werden uns dran gewöhnen, je weiter wir nun in den Norden bis Istrien kommen.

Insel Hvar, Tribuni, Sukosan, Zadar: in großen Schritten Nordwest gen Ende

Wie man auf dem Bild sieht, hat uns eine Regenfront erwischt, bevor wir gestern die Insel HVAR erreichten. Wenn dann alles so schwarz rings herum wird, ist man froh, wenn der Leuchtturm den richtigen Weg weist. Ein einziges Loch im Himmel lies ihn sogar tagsüber kurz für uns "aufleuchten".

Die Stadt Hvar ist vom Meer aus gesehen sehr einladend, aber auch sehr lebendig, so zogen wir es vor, für eine ruhige Nacht in die ACI Marina schräg gegenüber (südwestlich) zu fahren. Die ist sehr schön von Pinien eingerahmt, idyllisch mit ein paar Restaurants. Im Büro der Marina traf uns dann der Schlag: 1000 Kuna pro Nacht, also ca. 135 Euro. Auch als wir den freundlichen Damen an der Rezeption sagten, wir wollten nicht den Liegeplatz kaufen, sondern nur eine Nacht hier liegen, sagte sie nur bedauernd, dass seit 1. Juli die Preise auf Hauptsaison erhöht wurden, und sie schon einen Sonderpreis gemacht hätte, nämlich nur 25% Aufschlag für Katamaran statt der üblichen 50%. Ja, auch unsere kleinere Lagoon LIZA mit 38 Füssen statt 42 (also 1,20 m kürzer) hätte 85 Euro gekostet. Nun lagen wir nach einem langen langen Trip fest an den Mooringleinen und hatten um 19 Uhr auch keine Lust mehr, noch mal bei dem Wetter eine Bucht zu suchen. Ausserdem hatten wir Hunger und Durst. Es wurde ein sehr gemütlicher Abend unter dem Terrassendach bei Regen, guten Gesprächen und gutem Wein, der trotz der steilen Hänge reichlich auf der Insel angebaut wird. Da Henning uns morgen verlassen muss, sind wir froh, dass heute (Sonntag) die wieder scheinende Sonne nicht auf die Stiummung drückt, sondern wir guten Mutes sind, Zadar morgen sehr früh zu erreichen, damit Henning von dort eine Schnellfähre nach Riejka bekommt. Mittags geht dort sein Flug ab.  Und wie es ja immer so ist, wenn man einen engen Zeitplan hat, sah ich heute morgen kurz vor 6 Uhr Ablegen eher zufällig beim Anschauen der beiden Lagoons 500 und 570 links neben uns, dass wir eine Mooringleine in der Schraube hatten. Das wäre ein ziemliches Problem geworden, wenn wir wie üblich alle Leinen los gemacht hätten, und dann beim Einkuppeln in den Vorwärtsgang eine Maschine abgesoffen wäre. Ich kenn das ja schon aus Erfahrung, muss das aber nicht noch mal erleben. Das im Mittelmeer übliche Anlegeverfahren mit dem Heck zum Steg festmachen und vorne an zwei Schwimmleinen, die an einem Betonklotz im Meer befestigt sind, ist eigentlich praktisch, aber gerade für Schiffe mit Schraube ganz hinten (z.B. Lagoon 380, 410, 420 etc.) eine potentielle Gefahr, sich in diese Leinen rückwärts hineinzuschrauben. Uns blieb nichts anderes übrig, als wieder den Freediver (ein kleiner Tauchkompressor) zu aktivieren und vor dem Frühstück bei merklich abgekühltem Wetter an die Arbeit zu gehen. Jeder schaute jeden an, Peter fragte, wer hat Lust? Mmm, keine Reaktion,  und nach einer Pause wir alle wie aus einem Munde: Gehst Du, aber ich kann es auch machen...  Da Peter jeden Morgen in den Maschinenraum kriecht und Öl und Wasser nachschüttet (wo das blos immer verbraucht wird, zumal alles trocken ist...) und Henning fast jeden Morgen ein reichhaltiges Obstfrühstück schnibbelt, wofür er noch gestern Abend sofort nach dem Anlegen Einkaufen ging, zog ich mir mal direkt das Lifejacket der Tauchausrüstung an. Das stückweise Herauspulen der Leine hat leider das Ablegen um eine Stunde verzögert. An der Leine waren Bleigewichte, die eigentlich ein Absenken bewirken sollten, damit man eben nicht mit der Schraube dran kommt, aber genau dieses Blei klemmte nun zwischen Schraube und Antrieb. Das hätte ich nur mit Schnorcheln nicht lösen können. Anyway, zur Belohnung gab es ein fürstliches Frühstück. Wir werden nun in 5 Stunden Tribunij tanken und dann weiter nach Sukosan fahren, etwa eine Stunde südl. vor Zadar. Von dort aus schaffen wir es dann auch zu Zweit ohne Nachtfahrten (die zwischen den vielen Inselchen nicht ganz unproblematisch sind, weil man die vielen Fischernetze nicht sehen kann) in 3 Tagen weiter zum Ziel dieses 1-monatigen Törns: ROVINJ. Peter und ich freuen uns jetzt schon auf den Moment, wo wir um die Ecke der Katarina-Insel herum fahren und in den Hafen einlaufen, auch wenn unsere LIZA wohl nicht da sein wird, sondern verchartert. Freuen, weil alles trotz einiger Rückschläge (bisher) gut geklappt hat. Es war wegen des Zeitplans insbesondere jetzt in den letzten Tagen nicht mehr so vergnüglich, wie wir es uns vorgestellt hatten, sondern schon manchmal an den Nerven zehrend, wenn z.B. bei 30 Stunden Motoren viele Stunden lang jede 1,5m-Welle vorn so unter den Bug knallte, dass man sich immer beruhigte mit den Worten, dass müsse das Schiff aushalten können - . Das "Gegen die Welle stampfen" ist nicht die Lieblingsdisziplin von Katamaranen, da sie nicht mit einer langen spitzen Nase und Bleibombe am Kiel wie die Einrümpfer-Segelschiffe weit in die Welle eintauchen. Es hat mich jedoch überrascht, dass Lagoon bei allen größeren Katamaranen den Ankerkasten zwischen den Rümpfen sehr weit nach unten gezogen hat, V-förmig wie ein Schiffsboden. Dadurch hat der Kat deutlich weniger Platz zwischen Brücke und Wasseroberfläche. Ich dachte immer, die Wellen sollen dadurch besser angeschnitten werden, bin aber inzwischen überzeugt, dass ich keinen V-Boden, sondern möglichst viel Höhe bevorzuge. Ich denke, dieser Auftriebskörper bei den erheblich schwereren Katamaranen ab 42 Fuss ist notwendig, um das zu tiefe Eintauchen dieser Raum- und Komfortwunder zu vermeiden. So ist z.B. das Trampolin-Netz im Vergleich zur Lagoon 380 nur noch halb so groß, dann beginnt schon der Festrumpf mit eigenen Duschen in jeder Koje. Durch den V-Boden sehen diese Katamarane von vorne fast wie Trimarane aus. Beim Durchschwimmen zwischen den beiden Rümpfen stoße ich mit dem Kopf fast an den V-Boden in der Mitte, während wir bei unserer "kleinen" Lagoon 380 mühelos mit dem Dingi zwischen den Rümpfen durchfahren können. Ok, nun will ich mit diesen Detail nicht länger langweilen, die Auswirkungen sind aber interessant, insbesondere für die Eigner der kleineren Lagoons, die ja hier mitlesen. Ich kam nur drauf beim Überlegen, was eigentlich anstrengend ist am vielen Motoren z.Zt.und warum auch ein 16-18 Tonner wie die Lagoon 42 nicht einfach durch die Wellen gleitet. Ja, ihr sollt uns bedauern, wie hart das Leben auch sein kann, und nicht alles Urlaub ist auf dieser Fahrt. Wieso höre ich niemand OOoooohhh  sagen?
So, dann poste ich jetzt mal und geh wieder ans Lenkrad.