Dienstag, 6. Dezember 2011

Das Geheimnis des Lebens besteht jedoch darin, siebenmal hinzufallen und achtmal aufzustehen.

Manchmal wächst mir das Nachdenken über die Schiffstechnik über den Kopf, weil ich das optimale Preis-Leistungs-Verhältnis suche und nicht kaufen möchte, was einfach "nur" gut und teuer ist. Auch bei den Top-Marken ist viel Marketing dabei. Das zu unterscheiden kann ganz schön überfordern - und am Rechner vereinsamen lassen. Ich bin nicht von Kindesbeinen an in diesem Metier groß geworden, habe mein halbes Leben stattdessen mit der Muse verbracht, mit "Ausreißern" in die Musik - und Filmproduktion - und bin froh, dass ich auch das erleben durfte. Es tut aber vor allem gut, dass es Freunde gibt, die nicht von oben herab sowieso alles besser wissen wie die unter Seglern verbreiteten "alten Salzbuckel", sondern bescheiden sind in der gleichen Situation. So haben wir eine allabendliche "Funkrunde", man kann sich (telefonisch) zusammentrommeln, selbst wenn es hinterher immer noch ein paar Aspekte mehr gibt, die es zu bedenken gilt. Wenn man sich darüber hinaus "Live" sehen kann, wie mit Ludger und Christel am vergangenen Wochenende, ist es wohltuend, sich nicht nur Gedanken zu machen, sondern auch mal alle Fünfe gerade sein zu lassen, einfach auf der gleichen Wellenlänge zu sein - eine schöne bildliche Parallele. Wir werden ja nächstes Jahr manche Welle gleicher Länge gemeinsam nehmen. Die Zeit ist momentan nur zu kurz, vor Weihnachten sowieso...   Es gibt dabei immer wieder Hindernisse, Knoten zu durchschlagen, auch Rückschläge, die dann keine sind, wenn sie überwunden werden. Das wird auf Langfahrt sicher nicht einfach aufhören. Es gibt immer wieder Gründe für Zweifel, ob man will oder nicht.  Ich kann sie am besten annehmen, zulassen, die Geschwindigkeit vorübergehend bremsen, mit der alles auf mich zukommt. Jetzt. Und dann ist da plötzlich Raum für ein kleines Juwel, das mich berührt in meiner Suche nach meiner Bestimmung, die mich so aufs Wasser zieht, gen Westen, nach Kanada, manchmal unbegreiflich im Nebel, von dem ich nicht weiß, wo er anfängt und wo aufhört. Plötzlich ist er weg, so plötzlich, wie er gekommen ist, als ich an vergangene Tage erinnert noch einmal den Alchimisten von Paulo Coelho lese, den ich meiner Tochter vor ein paar Wochen in ihre Studentenbude geschickt hatte. Nun ist er wieder da wie ein Schmetterling auf meinem Wald-Weg und öffnet die Flügel in der Herbstsonne. Jetzt begreife ich das Vorwort vom Alchemisten und frage mich, wie ich es bisher übersehen konnte:

....  Was aber ist unsere Bestimmung?
Sie ist Gottes Segen, sie ist der Weg, den Gott für jeden Einzelnen gewählt hat. Jedesmal, wenn wir etwas tun, das uns mit Begeisterung erfüllt, folgen wir unserer Bestimmung.
Dennoch haben wir nicht alle den Mut, unsere Bestimmung, unseren Lebenstraum umzusetzen.

*****

Warum? Es gibt vier Hindernisse. Zuerst einmal wird uns als Kind weisgemacht, dass Träume nie Wirklichkeit werden. Je älter wir werden, desto mehr wird unser Lebenstraum von unseren Vorurteilen und Ängsten zugeschüttet. Irgentwann ist er so tief in unserer Seele vergraben, dass er zwar vorhanden, aber nicht mehr sichtbar ist.

Selbst wenn wir den Mut  aufbringen, unseren Traum wieder auszugraben, stoßen wir auf ein zweites Hindernis: die Liebe. Wir fürchten, die Menschen, die uns nahestehen, zu verletzen, wenn wir alles darangeben, unserem Traum zu folgen. Dabei  übersehen wir, dass die Liebe uns keineswegs von unserem Weg abhalten will, sondern im Gegenteil ein zusätzlicher Ansporn ist, und dass diejenigen, die uns von Herzen wohl wollen, uns glücklich sehen möchen und bereit sind, uns auf dieser Reise zu begleiten.

Wenn wir erst begriffen haben, dass die Liebe ein Ansporn ist, taucht das dritte Hindernis auf: die Angst vor den Niederlagen, die wir auf unserem Weg erleiden könnten. Wir, die wir für unseren Traum kämpfen, leiden weit mehr als andere, und wenn wir scheitern, können wir uns nicht auf die altbekannte Tour hinausreden: "Na ja, so wichtig war es mir nun auch wieder nicht."

Unser Lebenstraum ist uns wichtig, wir tun alles dafür und wissen ,
dass der Weg, den wir gewählt haben, nicht einfacher ist als die anderen
Wege. Zudem haben wir uns von ganzem Herzen dieser Reise verschrieben.
Wir sind Krieger des Lichts, wir müssen uns in schwierigen Zeiten mit
Geduld wappnen und dürfen nie vergessen, dass wenn wir etwas ganz fest
wollen, das gesamte Universum dazu beitragen wird, dass wir es auch
erreichen – selbst wenn wir dies zuerst nicht begreifen.

Ich frage mich. Sind Niederlagen notwendig? Nun, wirklich notwendig
sind sie nicht, aber sie kommen vor. Wir haben keine Erfahrung und
machen viele Fehler, wenn wir den Kampf um unseren Traum beginnen.
Das Geheimnis des Lebens besteht jedoch darin, siebenmal hinzufallen und
achtmal aufzustehen.

Warum ist es aber so wichtig, dass wir unseren persönlichen Lebentraum
verfolgen, wenn wir deshalb mehr als andere leiden müssen? Aus dem
einfachen Grund, dass wenn wir die Niederlagen erst verwunden haben –
und das tun wir immer -, wir von einer größeren Freude und von
größerem Selbstvertrauen erfüllt sein werden. Tief in unserem Herzen
wissen wir, dass wir uns des Wunders des Lebens würdig erweisen.

Jeder Tag, jede Stunde ist Teil des guten Kampfes. Wir beginnen voller
Begeisterung und voller Freude zu leben. Unerwartetes, heftiges Leiden
geht schneller vorüber als scheinbar erträgliches, das jahrelang
andauert und uns kaum bewusst wird. Es nagt so lange an unserer Seele,
bis wir eines Tages ganz verbittern und das Leid uns bis ans Ende
unseres Lebens begleitet.

Wenn wir erstens unseren Traum ausgegraben und zweitens die Macht der
Liebe dazu genutzt haben, ihn zu nähren, und wenn drittens die im
Laufe der Jahre erlittenen Verletzungen vernarbt sind, dann stellen
wir fest, dass das, was wir immer so fest wollten, plötzlich in
Reichweite gerückt ist. An diesem Punkt taucht das vierte Hindernis
auf: die Angst, den Traum erfüllt zu sehen.

Oscar Wilde hat einmal gesagt: "Jeder Mensch tötet, was er liebt." und
das stimmt. Allein der Gedanke, unser Traum könnte sich verwirklichen,
erfüllt uns mit Schuldgefühlen. Wir blicken um uns und sehen all jene,
die nicht erreicht haben, was sie wollten, und finden dann, auch wir
seien es nicht wert, zu erreichen, was wir wollen. Wir vergessen all
die Hindernisse, die wir überwunden haben, alles, was wir aufgeben
mussten, um bis hierher zu gelangen.

Ich kenne viele Menschen, die in dem Augenblick, in dem die Erfüllung
ihres Lebenstraums unmittelbar bevorstand, dumme Fehler gemacht und
ihr Ziel nicht erreicht haben, obwohl es nur noch einen Schritt weit
entfernt lag. Das vierte ist das gefährlichste Hindernis, weil es von
einer heiligen aura des Verzichts umgeben ist – des Verzichts auf
Freude und auf das Hochgefühl dessen, der sich etwas erobert.


Doch wenn du dich selbst der Dinge, um die du gekämpft hast, für
würdig erachtest, dann wirst du zu einem Werkzeug Gottes, dann hilfst
du der Weltenseele und begreifst, warum du hier bist.
Paulo Coelho - Der Alchimist