Mittwoch, 25. April 2012

Bonito Meteocom6 im Vergleich mit Wetterwelt und Zygrib getestet

Das Wichtigste beim Segeln ist neben dem Vergnügen das Wetter.  Wenn man die erforderlichen Infos oder Gribfiles mit dem Satelliten-Telefon laden muss draußen auf dem Meer, dann sind 10 oder gar 50 Kb mehr oder weniger ziemlich entscheident, welche Software oder welchen Dienst man wählt. Es ist ein sehr emotional diskutiertes Thema, wo man die genauesten Daten am schnellsten und kostengünstigsten bekommt. Ich wollte es jetzt genau wissen und habe eine Testreihe durchgezogen, die mir Klarheit verschafft hat.
Vorweg: ich habe z.Zt. Jahres Abos bei beiden Anbietern Bonito und Wetterwelt und nehme keine Rücksicht darauf, dass ich den RadioJet von Bonito als ausgezeichneten Kurzwellenempfänger gern empfehle und verkaufe, aber auch von Wetterwelt die SMS drei Tage Vorhersage-Törnberatung auf das Satphone buchen werde für unsere Atlantik-Überauerung (3 SMS = vier Einheiten für 4 Euro bei Einkauf von 30 Einheiten für 30 Euro, also drei Tage eine individuelle, positionsabhängige 3-Tage Vorhersage drei Wochen lang über den Atlantik.  Und der Empfang auf dem Satphone kostet nichts bei SMS).
Aber nun zum Test:
Ich habe ein möglichst großes Gebiet herunter geladen, damit es keine Ungenauigkeit im einstelligen Kilobyte-Bereich gibt, also den ganzen Nordatlantik von 10N bis 50N und -81E bis -7E.  Das ist die Karibik bis Neufundland und Kapverden bis England, grob gesagt. Diesen Bereich erfasste auch die Wetterwelt Datei "Atlantic_N_gesamt_CruisPlus_10_120h_20120425_0953.zip" Dazu muss ich gleich erklären: Wetterwelt bietet nicht die Option, ein Vorhersagegebiet individuell mit Mausrahmen auszuwählen, sondern hat vorgepackte Gebiete, die allerdings die meisten Seglerwünsche nach größeren wie kleineren Vorhersagegebieten erfüllen. Teilweise stehen sogar unterschiedliche Auflösungen von 0.5 ° oder 1 ° zum Download bereit. Die zu buchenden Software-Pakete sind sehr unterschiedlich teuer, so dass ich sie hier nicht vergleichen möchte. Bei Bonito ist die ganze Welt in der Software enthalten, bei Wetterwelt muss man lauter Teilkarten einzeln kaufen, oder ein ganzes Weltumsegler-Paket mit den wichtigsten Karten. Der Preis für ein Jahr Download - Lizenz ist  bei Bonito ca. 40 Euro günstiger, das spielt alles keine Rolle im vergleich zu den Gebühren, die der Download via Satphone kostet. Deshalb mein Test, wie groß denn nun die Dateien sind, insbesondere ob der kostenlose Anbieter Zygrib (der die NOAA-Daten vom US-Anbieter ausliest) wirklich so viel größere Datenpakete laden muss, als die kostenpflichtigen Mitbewerber. Ich habe der Vergleichbarkeit halber die Infos Windstärke, Windrichtung, Wellenhöhe, Wellenrichtung, Luft-Temperatur, Wolken und Regen sowie bei allen drei Quellen eine für Langfahrt-Segler vollkommen ausreichende 1° Auflösung gewählt. Für die Vorhersagezeiträume reichen die festen Wetterwelt Vorgaben von 6-Stunden Zeitsprüngen vollkommen aus, also im o.g. Beispiel 120h sind sozusagen 20 einzelne Vorhersagen enthalten. Mehr braucht kein Skipper. Es reicht vollkommen aus, auf dem Atlantik zu wissen, wie sich das Wetter um 6, 12, 18, 0 Uhr entwickeln wird. Und da stoße ich erstaunt auf die Tatsache, dass die Bonito-Software nur die höhere Auflösung von 3 Stunden-Schritten zulässt. Die sind ebenso fest voreingestellt wie die 1° Auflösung.  Ich muss diese Tatsache hinnehmen und bin sehr überrascht vom Ergebnis:
für die 6 Std. Schritte brauchte heute ab 25. April für 5 Tage Vorhersage Zygrib 959 Kb, Wetterwelt 531 Kb und Bonito 892 Kb. Wenn man bedenkt, dass Bonito in drei Stunden Schritten vorhersagt, müsste man für die beiden Mitbewerber die doppelte Datenmenge zum Vergleich nehmen. Bonito ist so gesehen knapper Testsieger. Aber mit einem dicken Fragezeichen: Sind die 3-Stunden Schritte wirklich nötig angesichts der hohen Iridium oder Inmarsat Daten-Gebühren? Für mich eindeutig nicht. Ich habe Denis Walter von Bonito den Vorschlag gemacht, zukünftig 6 Stunden Zeiträume voreinstellbar in die Software einzupflegen. Ich hoffe, bald von einem Update berichten zu können. Und was Zygrib (und übrigens auch UGrib) anbetrifft: "Kostenlos" hat via Satellit in diesem Fall seinen Preis. Nur wenn man die ohne Zweifel sehr schön frei einstellbare Größe des Vorhersagegebietes sehr klein wählt, kann man die Kosten mit etwas Geschick unter dem Strich ebenfalls reduzieren, wie es die kostenpflichtigen Anbieter mit einigem Aufwand auf Ihren Servern tun. Natürlich hat man dann ein kleineres Gebiet und kann die Entwicklung der Großwetterlage und heranziehenden Tiefs nicht so schön weiträumig sehen.

Fazit: zur Zeit hat Wetterwelt für Satelliten-Gebrauch die geringsten Download-Kosten, wenn man sich die gewünschten Vorhersagen als email schicken lässt und nicht zeitraubend auf dem Server die gewünschten Dateien auswählen muss, aber Bonito wäre klarer Favorit, wenn die Zeiträume auf 6 Stunden oder sogar 12 Stunden einstellbar wären.

Abschließend noch ein Hinweis: bei Zygrib steht je nach Auswahl der angehakten Infos (Wind, Welle, Temperatur etc) eine Zirka-Angabe, wie groß die zu ladende Datei erwartungsgemäß ist. Hier habe ich erhebliche Abweichungen im Test festgestellt zu der tatsächliche geladenen Größe. Bei den o.g. Einstellungen prognostizierte Zygryb 651 Kb, tatsächlich war die Zip-Datei nach dem Download aber 959 Kb groß. Also aufpassen, es kann erheblich teurer mit dem Satphone werden, als man meint. Insbesondere, wenn dann die Verbindung abbricht und man noch mal neu laden muss...
Abschließend noch eine Hinweis, den ich für eine präzise Wiedergabe der Testreihe noch erwähnen will: die Bonito Software lässt die Einstellung der Vorhersage Gebietsgröße nur in 10° Schritten zu, wenn man sie im (grauen) Background-Server Fenster einstellt. Im (blauen) Viewer Fenster hingegen ist nur eine gröbere Einstellung in den vorgegebenen 20° Rastern möglich. Um ins Background-Fenster zu kommen, muss die Software MeteoCom mit Dongle gestartet sein (Der Viewer funktioniert glücklicherweise auch ohne Dongle) Es wäre wünschenswert, wenn hier zumindest die 10 Grad-Schritte in beiden Fenstern (auch im blauen button COR Benutzer definiert) gleich, besser noch feiner einstellbar wären. Wer z.B. die Adria vorauswählen möchte, muss unnütz auch die Daten bis Deutschland, Spanien, Slowakei mit herunter laden. Aber zugegeben: in der Adria wird man dafür nicht das Satphone benutzen. Wenn ich hingegen einen Vorhersageraum von den Kanaren zu den Kap Verden wählen möchte, muss ich 251 Kb laden für 5 Tage Vorhersage. Das ist mir zu viel, kann ich doch (sogar mit vergleichbaren 3 Std. Schritten genau wie bei Bonito) dieses Gebiet bei Zygrib mit nur 137 Kb. erfassen. Hier stimmte die real geladene Dateigröße übrigens fast auf 5 Kb mit der vorher geschätzten Größe überein.