Freitag, 14. September 2012

So sieht`s hier heute aus in Licata

Der Anfang des Videos ist noch auf dem Weg hierher, aber dann ab der Mole ist die Hafeneinfahrt nach Licata zu sehen. Es war so stürmisch mit Hagel, dass wir erst mal hinter der Mauer in Deckung gingen. Am Ende aus dem Schiff gefilmt waren es knapp 40 Knoten Wind.

???

Es kam noch heftiger heute Nacht, die Masten der Einrumpfschiffe hatten alleine vom Wind her eine Neigung (Krängung) wie sonst beim Segeln. Der heftige Regen prasselte die ganze Nacht auf das Deck. Corinna und Flo haben zwischendurch geschlafen, aber wir beiden denken immer ans Schiff, können uns nicht wie auch frühere Gäste es taten, uns einfach hingeben, darauf verlassen, dass Skipper & Co schon für alles sorgen. Wir werden wach, wenn der ganze Mast vibriert, treffen uns draußen beim Checken der Leinen und ob wir noch genug Abstand zum Steg haben, weil der Wind 180 Grad gedreht hat. Es ist alles gut und sicher vertäut, aber Schlaf stellt sich nicht wirklich ein. Es sind Naturgewalten im Gange, die lärmende Sprache des Sturms, die uns unmissverständlich klar macht, dass das nicht unser Element ist. Selbst im Hafen knallen dicke Wellen an den Rumpf. Und immer die Frage, warum sich dem aussetzen, wenn man doch einfach gern mal ein festes Bett unter dem Hintern hätte. Was sollen diese nun schon lange andauernden Extreme uns sagen. Jetzt stimmen die Temperaturen, morgens 22, tags 27 Grad, wir könnten uns wohl fühlen, haben aber gar keine Lust zu segeln. Ich habe mich in meine Koje verkrochen, Luke zu, um mal für einen Augenblick das Pfeifen der Wanten bei 30 Knoten nicht hören zu müssen. Eigentlich könnte ich das filmen für Euch, aber was bringt es? Vorstellen kann man sich das eh nur in der bisher erlebten Länge an Bord, nicht aber zu Hause in sicheren Wänden. Ich versuche ehrlich in mich zu horchen, was ich wirklich will. Es gab wunderbare Tage, wie ja hier im Blog zu lesen und zu sehen. Das ist schwer zu toppen, ich weiß es. Ich hab die Nase voll vom Warten im Sturm und schlaflosen Nächten. Aber noch gibt es das Ziel, LIZA nach Kanada zu bringen. Oder mache ich mir etwas vor, weil ich den Augenblick z.Zt nicht genießen kann, der Weg nicht das Ziel ist. Was ist, wenn uns die Karibik nicht gefällt, zu voll, zu touristisch? Egal, dann weiß ich, dass das Leben am Meer im Haus in Kanada genau das Richtige ist. Ich lasse mich ein auf das , was noch kommt, kann nicht einfach schlechte Erfahrungen skippen. Ich muss sie machen, um meinen Weg zu finden. Das hier ist jedenfalls mehr, als nur eine Bewährungsprobe im Sturm, es ist die tägliche Konfrontation mit den Ur-Elementen, und mit der Frage, was glücklich macht und wo und wie ich leben will. Immerhin habe ich die Freiheit, mir diese Frage stellen zu dürfen. Und die Option, dass ich letztlich nicht viel Äußeres brauche, bereit bin, mich zu reduzieren. Ich brauche Raum, Zeit und eine gewisse Wohlfühlzone für die Reise nach innen. Die stimmt zur Zeit nicht. Es kann sich bald ändern mit besserem Wetter, oder ich muss etwas ändern. Ich möchte Positives schreiben, ohne etwas vorzumachen. Schön sind die Gespräche mit der "Jugend", die jetzt auch gar nicht segeln will, sondern einfach erlebt, was gerade ist. Ich tue das die nächsten Tage auch, wohl wissend, dass ich eine Aufgabe habe und eine Entscheidung, auch dann weiter zu machen, wenn die Co-Skipperin eine vorübergehende Pause macht.