Sonntag, 7. April 2013

Sonntag Morgen

Nachdem heute Nacht ein heftiger Regen über uns hinweg prasselte ist nicht nur das Schiff sauber sondern auch die Welt hier in der kleinen Bucht. Die Vögel zwitschern noch vergnügter und es hallt von den Felsen zurück wie in der Kirche. Die Bäume duften nach dem Regen würzig, harzig wie Weihrauch. Die Eisvögel und Kingfischer jagen schon seit Sonnenaufgang, geben den Ton an, können aber den leisen Ruf einer kleinen Ziege und das Gurren der kleinen grünen Wildtauben nicht ganz überdecken. Dies alles erinnert an manche Morgen zu Hause. Heimat ist dort wo deine Kinder und Freunde sind, aber auch wo man länger war und Wurzeln geschlagen hat. Auf dem Schiff ist das eine seltsame Vorstellung mit den Wurzeln (durch den Rumpf). Es gibt dort keine Heimat, auch nicht in den lauten Häfen. Hier, in der stillen Naturbucht, geschützt vor Wind und Welle, vielleicht noch am ehesten. Auf Dauer sehnt sich jeder nach Land. Wir sind froh und dankbar, dass wir unsere Heimat, Kinder und Freunde haben. Das wird immer dann bewusst, wenn man mal zur Ruhe kommt, außen nichts Neues erlebt. Und wenn unbekannte Makler oder Privatpersonen uns diese Heimat wegnehmen wollen, beim Wandern in der Nähe unseres Hauses bemerken, dass es zeitweise unbewohnt ist, weil kein Auto davor steht, und uns ganz frech fragen, ob wir verkaufen (müssen). Nein, das wollen wir nicht. Die Menschen warten manchmal darauf, dass (anderen) etwas passiert, was ihr eigenes Leben verändert , und wenn es dann passiert nennen sie es ihr Schicksal oder Fügung. Des einen Leid ist des anderen Freud.
Wir machen uns heute Morgen keine Gedanken, schauen in das glasklare Wasser über 15m bis auf den Grund. Unsere Hausschildkröte hat uns schon begrüsst und der Barrakuda steht wie immer unter dem Schiff und wartet auf einen Moment Unaufmerksamkeit des Fischschwarms, der ebenfalls unter der LIZA Schutz sucht vor den Pelikanen, die morgens besonders hungrig sind.
Ich lege mich aufs Netz und danke dem Himmel, das die Sonne wieder scheint, unsere Batterien füllt und wir genug Müsli und H-Milch in St. Martin eingekauft haben....