Sonntag, 28. April 2013

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Der Mensch ist nicht dazu geschaffen, ewig im Paradies zu leben. Ich habe noch nicht den Zustand erreicht, dass mich das ewig blaue Wasser und die Palmen am Strand langweilen. Aber leer bin ich, wie unser Kühlschrank seit Tagen, und es ist gut, wenn man sich mal wieder unter Menschen aufmachen muss. Man benutzt landläufig den Ausdruck "von Glück erfüllt sein", und ich habe mich öfter gefragt, warum ich noch nicht platze. Nun weiß ich, dass es noch den Zustand gibt, von Leere erfüllt zu sein. Wir haben viel Zeit zum Nachdenken, auch über Dinge, die man lieber immer wieder schön in tiefere Schubladen packt, um sie nicht über Bord werfen zu müssen, statt sich damit auseinander setzen zu müssen. Aber hinter dem Denken gibt es noch dieses Zufrieden Sein, auch mit der eigenen Unvollkommenheit, sowie mit den Schlangen, die es in jedem Paradies gibt. Immer wieder will man sich über sinnvolle Tätigkeiten definieren. Herausforderungen bestehen. Selbst dieser Multimilliardär Sir Richard Branson , dem hier ein paar Traumimseln gehören, musste sich vor ein paar Wochen noch im hohen Alter beweisen , dass er von einer zur anderen seiner Inseln 12 Meilen übers offene Meer kitesurfen kann, statt einen seiner Hubschrauber zu nehmen.
Ich weiß nicht, was Flucht vor dem Altwerden ist, wenn man immer wieder weiter reisen möchte, immer neue Eindrücke mit immer neuen Menschen. Nun, diesen Antrieb habe ich gerade nicht, aber kann auch nicht sagen, dass es so einfacher ist. Warum wohl haben große Philosophen jahrelang in der Tonne gelebt oder auf der Parkbank (E. Tolle, der uns z.Zt. So viel bedeutet)?
Es ist eine irre Herausforderung, auf wenigen Quadratmetern seit 10 Monaten zusammen zu leben mit einem Menschen, den man nicht gerade frisch und jung entdeckt, sondern seit über 30 Jahren kennt. Das ist eigentlich das größte Abenteuer. Und ich bin dankbar, dass wir das soweit geschafft haben.
Gestern haben wir es uns mal richtig gut darauf gehen lassen und haben fürstlich gespeist im Saba Rock. Dort kamen dann 1 Meter grosse Tarpins fast an den Tisch zu Besuch. Wenn diese großen Fische lecker schmecken würden, wären sie wohl auf den Tellern des berühmten Restaurants gelandet. Ich habe mal den Anegada Hummer probiert, der keine Scheren hat, sehr lecker war, aber doch nicht vergleichbar ist mit dem lobster aus Nova Scotia. Ja, mann vergleicht immer alles, bewertet, erhebt das eine über das andere, aber gestern ist es mir gelungen, einfach dort in dem Ambietne das zu genießen , was dort war.