Donnerstag, 11. Dezember 2014

Was ist passiert mit den Menschen

Die gestrandete Vestas
Selbst nach einigen Wochen Gewöhnung an das quirlige geschäftige Leben an Land finde ich es widerlich das Aufplustern und dauernde (Be)Werten der Menschen untereinander in allen möglichen Bereichen.

Jetzt ist mir bei einem Beitrag von Weltumsegler Bobby Schenk der Kragen geplatzt. Ich verstehe ja, wenn der Mann, der seines Zeichens Richter war und seine Schiffe zig mal um die Erde gelenkt hat, inzwischen zur Ruhe gesetzt vom sicheren Zuhause sein Urteil über den aktuellen Unfall im Volvo Ocean Race abgibt. Schenk lebt schließlich noch von seiner Publicity - und die hat er mit solche bösen Worten. Aber wie er hier auf einer renommierten website unter yacht.de darüber urteilt, ist abartig, brutal, kein gutes Vorbild.
Es muss alles immer spektakulärer werden, die Ziele immer abgelegener, die Berichte auch der Langfahrtsegler immer exhibitionistischer, zumindest spektakulärer, damit sie sich absetzen vom Heer der Aussteiger, die inzwischen unterwegs sind und etwas tun, das früher in Bobby Schenks jüngeren Jahren noch etwas Besonderes war. Jeder Segler, der über den Atlantik fährt, hat sich gründlich informiert , damals wie heute, und wenn etwas passiert wie jetzt auf der Vestas, wo es um Hochgeschwindigkeit, eine ganz andere Liga geht, dann zeigen alle mit dem Finger drauf - nach dem Motto, das wäre mir nicht passiert. Jeder Skipper hat schon erlebt, dass sich Seekarten ganz erheblich von der Wahrheit unterscheiden - und doch navigieren wir überwiegend damit. Das Problem dieses Unfalls ist der Hang zum Spektakulären, zum Vergleichen, wer war ein paar Minuten oder Sekunden schneller um die Welt. Abartig. Und dann müssen Rettungsdienst u.U. ihr Leben riskieren, um diese Rekordsegler ab zu bergen.  Es muss anscheinend immer weiter wachsen, dieser Wahnsinn um Rekorde. Wie die Geld-Wirtschaft. Beim menschlichen Körper nennt man das Krebs, wenn etwas immer weiter wächst und unaufhaltsam größer wird.
Ich bin immer mehr dabei, mich aus diesem so gearteten öffentlichen Leben zurück zu ziehen. In einsame Buchten zu verziehen, vielleicht mit ein paar wenigen Menschen ausser uns beiden an Bord. Oder in der Zeit danach zurück gezogen in die Wälder. Es ging mir gut, solange ich keine Nachrichten auf dem Schiff hörte. Nur Infos, die man sich im direkten Umfeld mitteilte - von Mensch zu Mensch - nicht von Medien zu Medien. Mir fehlt das ganz aktuell auch hier in diesen Medien, den so genannt Blogs. Es ist ein anonymes, schnelles, oberflächliches Überfliegen, Pseudo-Teilhaben an anderen Leben. Und am liebsten am Unglück der Anderen. Die Statistiken von Google zeigen es eindeutig. Und die Klicks auf die Werbebotschaften die daneben gezeigt werden, bringen das Geld. Monetarisieren nennt Youtube und Google dies. Wie oft bin ich gefragt worden, ob ich daran verdienen möchte. Nein, will ich nicht.
Wer hat noch Zeit, eine ausführliche Recherche zu lesen, oder gar Zeit für ein Gespräch. Besser gleich (Ab-)urteilen, in die eigenen Schubladen verstauen. Nicht lange nachdenken.

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